Januar 2018: Short Story: Man muss nur wollen – Just do it

Mit den besten Wünschen fürs neue Jahr

Man muss nur wollen von Bettina Bonkas

Au!“, schrie Jan-Oliver. „Das hat wehgetan!“

Sind Sie ein Mädchen oder ein Mann?“, fragte ihn Mariucca.

Das hat doch damit nichts zu tun. Sie sind manchmal einfach zu grob.”

Das haben Sie beim letzten Mal auch gesagt und es hat gutgetan Ihnen. Sie werden sehen, Sie werden aufstehen und sich fühlen wie neu“, bemerkte Mariucca ungerührt und machte unverdrossen weiter. „Außerdem, es ist nicht meine Schuld, wenn Sie sind so verspannt. Sie müssen nicht so viel arbeiten. Sie arbeiten, sind verspannt, arbeiten, sind verspannt und zwischendurch ich Sie massiere und versuche zu helfen, was zu helfen geht.“

Jan-Oliver seufzte. Mariucca hatte recht. Beim letzten Mal tat es ihm auch weh, nach ihrer Massage fühlte er sich aber deutlich besser. Sie würde wohl nie verstehen, dass ein verantwortungsvoller Job auch einen hohen Einsatz erforderlich machte. „Ich weiß, Sie jetzt denken, dass ich nicht verstehe, warum Sie so viel arbeiten.“ Jan-Oliver schaute sie verblüfft an und wollte etwas erwidern, aber Mariucca war schon am Weiterreden. „Machen Sie wenigstens immer wieder ein paar Übungen, um zu strecken den Rücken und Brust weit machen.“ Und sie machte ihm ein paar Übungen vor. „Das wird Ihren Körper entspannen und Sie auch. Denken Sie daran!“ Und mit diesen Worten stapfte sie davon.

Nach der Massage ging Jan-Oliver in sein Arbeitszimmer, um weiterzuarbeiten. Er hörte im Hintergrund, wie Mariucca in der Küche aufräumte, aber bald war er so vertieft in seine Arbeit, dass er sie vergessen hatte. Tatsächlich aber dachte er an ihre Worte und machte zwischendurch immer wieder ein paar Übungen, um seine Rücken- und Schulterpartie zu entspannen.

Ihm fiel erst gar nicht auf, dass er Mariucca nicht mehr hörte, eine Weile schon nicht mehr, wie ihm bewusst wurde. Er rief wiederholt ihren Namen und schaute in der Wohnung nach ihr. Er und Kerstin bewohnten die beiden oberen Etagen einer Penthouse-Wohnung direkt am Westhafen in Frankfurt. 150 qm besaßen sie und zwei große Balkons, einen zur Südseite, den anderen zum Westen. Sie hatten auf ihren Balkons große Blumenkübel und gemütliche Lounge Sitzgruppen. Vielleicht war sie dort zum Saubermachen. Aber auch dort konnte Jan-Oliver sie nicht finden, was nicht wirklich verwunderlich war, es war Winter. In der Küche sah er schließlich ihre Tasche. Komisch! Das war doch gar nicht ihre Art, irgendwo stillschweigend in der Wohnung zu reinigen. Entweder sang sie vor sich hin oder war am Telefonieren mit Plug-ins. Jan-Oliver konnte sich seine Unruhe auch nicht erklären, aber ihre Abwesenheit verunsicherte ihn. Er wollte sie gerade auf ihrem Handy anrufen, als die Lifttür zur Wohnung aufging und Mariucca mit einem schweren Karton hineinkam.

Helfen Sie mir!“.

Schnell nahm ihr Jan-Oliver den schweren Karton ab. „Was haben Sie denn da hochgetragen?“ Er war erstaunt.

Mariucca strahlte übers ganze Gesicht. „Das habe ich gefunden im Keller. Es ist eine elektrische Eisenbahn. Unten Sie haben eine riesengroße Platte mit Gleisen und Landschaft. Ich habe einen Teil hochgetragen.“

Jan-Oliver staunte: seine Eisenbahn. Wie lange schon hatte er schon nicht mehr damit gespielt. Aber dann fielen ihm wieder Kerstins Worte ein. „Das ist nett, Mariucca, aber Kerstin meint, dass wir dafür keinen Platz haben. Ich solle sie lieber einem Kind schenken, das mehr damit anfangen kann, ich sei schon zu alt dafür.“

Papalapap. Für eine Eisenbahn man nie ist zu alt. Und wenn Sie wollen die Eisenbahn, dann Sie mit den Fingern auf Tisch hauen müssen.“

Mit der Hand auf den Tisch hauen“, verbesserte sie Jan-Oliver automatisch. Sie schaute ihn nur ungerührt an.

Wenn man etwas möchte im Leben, man muss kämpfen dafür. Und die Eisenbahn Ihnen würde guttun. Sie sind viel zu ernst, Sie brauchen mehr vom Kind. Mehr Spielen ist guter Vorsatz für Sie fürs nächste Jahr.“

Beim Anblick der Eisenbahn bemerkte Jan-Oliver sofort, wie der kleine Junge in ihm zum Vorschein kam. Er hatte große Lust, die Eisenbahn auszupacken, Landschaften zu bauen und die Bahn durchfahren zu lassen. Schon als Junge hatte er viel an seiner Eisenbahn gebaut. Wenn sich seine Eltern stritten, ließ er seine Bahn fahren und konnte bei dem gleichförmigen Fahrgeräusch völlig abschalten. Er spürte, wie er zunehmend aufgeregter wurde und immer stärker die Lust aufkam, wieder seine Bahn zu aktivieren. Aber Kerstin würde gar nicht begeistert sein. Das wäre dann kein Stehrümchen, sondern ein ausgewachsener Stehrummer.

Mariucca schien seinen inneren Kampf zu bemerken. Es war manchmal richtig unheimlich, was sie alles wahrnahm. „Wo ist Frau Hagebeck?“

Kerstin ist in China. Sie wird am Freitag wieder zurückkommen.“ Kerstin war viel auf Geschäftsreisen, das brachte ihr neuer Job mit sich. Jan-Oliver war nicht glücklich darüber, aber er wollte ihrer Karriere nicht im Weg stehen, er wusste wie wichtig ihre Geschäftsreisen dafür waren. Ihm war sein Job ja auch wichtig und wenn er etwas Dringendes fertigstellen musste und keine Zeit hatte, war es Kerstin, die seine Eltern besuchte.

Dann bauen Sie auf bis dahin die Bahn und sehen Sie, wie gut sie Ihnen tut. Das kann ich jetzt schon sehen. Meine Mutter hat immer gesagt: Sei gut zu Kind in dir. Wenn Frau Hagebeck zurückkommt, Sie sind Mann im Haus, haben an Hosen und sagen: Die Bahn bleibt hier. Oben in Wohnung! So, jetzt habe ich gemacht Überstunden. Das macht 50,– € für heute.“ Jan-Oliver gab ihr das Geld, verabschiedete sich von Mariucca und setzte sich zu seiner Bahn.

Ach, bei Mariucca hörte sich alles so einfach an. Aber vielleicht war es das auch? Spontan holte er nach und nach seine Eisenbahn aus dem Keller, baute sie bis tief in die Nacht auf und saß schließlich, nach getaner Arbeit, erschöpft, aber hoch zufrieden mit einem Glas Whiskey in seinem Charles and Ray Eames Lounge Chair vor seiner Eisenbahn. Er hatte nur die Beleuchtung von der Bahn an, dazu lief Queen mit „I was born to love you“ und seine Bahn schnurrte zufrieden auf ihren Gleisen. „… I was born to take care of you, every single day …“. (Ich wurde geboren, auf dich aufzupassen, jeden einzelnen Tag …)

I was born to love you
with every single beat of my heart
yes, I was born to take care of you
every single day…
I was born to love you

Ich wurde geboren, dich zu lieben
mit jedem einzelnen Herzschlag
ja, ich wurde geboren, auf dich aufzupassen
jeden einzelnen Tag …
Ich wurde geboren, dich zu lieben
 

Ein zufriedenes und gesundes neues Jahr. Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit Freude,  Leichtigkeit, Offenheit und Vertrauen sowie Ihren persönlichen Wünschen durchs neue Jahr gehen. Und pflegen Sie Ihr inneres Kind:-).

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Just do it by Bettina Bonkas

Ouch!”, Jan-Oliver cried out. “That hurt!”

Are you a girl or a man?” Mariucca asked him.

That’s got nothing to do with it. You’re sometimes simply too rough“, he retorted.

You already said so last time and it did you good. You will see, you will get up and feel like new”, Mariucca remarked unaffected by his response. “And besides, it is not my fault that you’re so tense. You should not work so much. You work, you’re tense, you work, you’re tense and in between I give you massage and try to help, what can be helped.”

Jan-Oliver sighed. Mariucca was right. Last time it hurt him but after her massage he felt clearly better. But she would never understand that a responsible job made a lot of effort necessary.

I know, you now think that I don’t understand why you work so much.” Jan-Oliver was dumbfounded and was about to say something but Mariucca was already talking. “Make some exercises to stretch your back and fill your chest with air and widen your stomach.” And she showed him some exercises. “That will relax your body and you too. Remember my words!” And with that she trudged away.

After the massage Jan-Oliver went into his study to go on working. He could hear her in the background, she was tidying up in the kitchen but soon he was completely absorbed in his work so that he forgot about her. In fact he remembered her words and he made some exercises in between to relax his back and his shoulders.

At first he didn’t notice that he didn’t hear Mariucca anymore, for quite some time as he realized. He called out her name repeatedly and went to look for her in his flat. He and Kerstin lived in the two top floors of a penthouse flat directly in the Westhafen in Frankfurt. They owned 150 sqm and had two big balconies, one facing the south side, the other one the west side with big flower pots and comfortable lounge areas. Maybe she was there to do some cleaning. But Jan-Oliver couldn’t find her there which wasn’t really surprising as it was winter. In the kitchen he finally found her bag. Strange! That wasn’t like her cleaning somewhere in the flat and being completely silent. She was either singing or on the phone using her plug-ins. Jan-Oliver couldn’t explain his anxiety but her absence somehow made him unsettled a bit. He was going to call her on her mobile when the lift door to the flat opened and Mariucca came in carrying a heavy cardboard box.

Help me!”

Quickly Jan-Oliver took the heavy box from her. “What have you carried up here?”

Mariucca on the other hand was all smiles. “I’ve found that in the basement. It is an electric railway. Down there you have a huge board with tracks and landscape. I’ve carried some parts upstairs.”

Jan-Oliver marveled: his electric railway. How long had it been since he played with it? But then he remembered Kerstin’s words.  “That’s very kind of you, Mariucca, but Kerstin thinks that we don’t have enough room up here. I should rather give it to a child who has better use of it. I’m too old for it, so she says.”

Humbug. You’re never too old for a train. And if you want train then you have to bang your fingers on the table.”

You bang your fist on the table”, Jan-Oliver corrected her automatically. She just looked at him unaffectedly.

If you want something in your life then you must fight for it. And the train would do you good. You’re too serious, you need more of a child. More playtime is good resolution for you for next year.”

At the sight of the train Jan-Oliver realised immediately how the little boy inside him came up again. He absolutely felt like unpacking the train, building up landscapes and let the train go through them. As a boy he used to build a lot around his train. When his parents had an argument he would let his train drive and with the repetitive sound of the train he could completely switch off. He noticed how he was getting more and more excited and how he was in the mood to activate his train. Kerstin would be far from being enthusiastic about it. That wouldn’t be a small dust catcher but a massive one.

Mariucca seemed to notice his inner fight. Sometimes it was really scary what she all observed. “Where’s Ms Hagebeck?”

Kerstin’s in China. She’ll be back on Friday.“ Kerstin was often on a business trip, that was part of her job. Jan-Oliver wasn’t happy about it but he didn’t want to stand in her way, he knew how important the business trips were for her career. His job was important to him too and when he had to finish something important and had no time, it was Kerstin who visited his parents.

You build up your train and you will see how good it does you. I can already see that. My mother has always said: Look after the child inside you. When Ms Hagebeck comes back, you be the man of the house, wear the breeches and tell Ms Hagebek: The train will stay here! So, I’ve worked overtime now. That makes €50,00 for today.” Jan-Oliver paid her, said good-bye to Mariucca and sat down beside his train.

It all sounded so easy with Mariucca. But maybe it was easy? Spontaneously, step by step, he got his train out of the basement, set it up until late in the night and finally, after all work was done, he sat exhausted but highly pleased with himself and a glass of whiskey in his Charles and Ray Eames Lounge chair in front of his electric train. It was only the light of the train on, in the background Queen with “I was born to love you” was to be heard and the train purred happily on its tracks. “… I was born to take care of you, every single day …”.

I was born to love you
with every single beat of my heart
yes, I was born to take care of you
every single day…
I was born to love you

Have a happy and healthy New Year. I wish you that you go with joy, lightness, openness and faith through the New Year together with your own personal wishes. And look after the child inside you :-).

December 2017: Wings – Flights of Hope


Something impressive to share with you about Joe DeMarco

This guy closed his construction company and started a charity organisation: Wings Flights of Hope in New York State. He’s also a pilot, so he together with a bunch of other pilots they fly people for free to and from their hospital appointments.

I first read about him in the Spotlight magazine, the November 2017 issue, and googled him. Want to know more about him and his organisation? Here’s their website: http://www.wingsflight.org/#

Dezember 2017: Eine weihnachtliche Geschichte

Foto: Leonard Bonkas

Das Licht von Bettina Bonkas – auf Deutsch

Angespannt saß Steph vor dem Computer. Schnell noch die letzten Eingaben, bevor sie zur Bahn hetzen würde. Sie war schon wieder richtig spät dran, aber diesen einen Satz musste sie noch unbedingt fertig tippen. Perfekt! Jetzt noch speichern und dann würde sie den ganzen Weg zur Bahn joggen. Nicht gerade das, worauf sie jetzt Lust hatte, aber wie sagte ihre beste Freundin Maja immer so schön: „Du musst mehr Sport treiben, meine Süße!“ 10 Minuten zur Bahn joggen kam Sportmachen gleich, das musste genügen.

Steph wechselte schnell in ihre Winterschuhe, schnappte sich ihre Tasche und rannte zur S-Bahn. Diese kam schon eingefahren, als sie zum Bahnsteig kam. Schnell noch die Treppen hoch sprinten und rein in die Bahn. Sie quetschte sich zu den Massen von Bahnreisenden, aber das war ihr egal, Hauptsache, sie hatte den Zug bekommen. Ansonsten hätte sie eine dreiviertel Stunde auf ihren Anschlusszug warten müssen, nicht gerade ein Vergnügen bei der Kälte und auf dem zugigen Bahnsteig. Die Bahn fuhr an, als ihr einfiel, dass sie ja ihre Mutter besuchen wollte. Dazu hätte sie in eine andere Bahn einsteigen müssen. Ständig diese blöde Hetzerei, da gingen immer wieder Dinge unter. Schöner Mist! Der Besuch bei ihrer Mutter war schon längst überfällig.

Sie war eine reizende ältere Dame, die bewundernswert ihren Alltag mit 87 Jahren stemmte. Von ihren Freunden hörte sie da ganz andere Mütter-Storys: von Erwartungshaltungen, indirekten Vorwürfen – bloß nicht Dinge direkt beim Namen nennen, Beleidigtsein und weiß der Geier noch was alles. Grauselig! Steph war froh um ihre Mama. Klar stritten die beiden sich auch, aber auf ihre Mutter ließ Steph nichts kommen. Vielleicht hatten die beiden auch so eine enge Beziehung, weil ihr Vater die Familie schon früh verlassen hatte.

Am Anfang, als Steph noch klein war, hatte sie ihn immer wieder gesehen und er hatte viel Zeit mit ihr verbracht, aber schließlich hatte er eine neue Familie gegründet und seine Tochter aus der ersten Beziehung nach und nach aus seinem Leben verbannt. Das tat richtig weh, verdammt weh sogar, aber sie hatte gelernt, damit zu leben und heute vermisste sie ihren Vater nicht mehr. Hey, warum hatte sie jetzt solche blöden Gedanken? Ach stimmt, Auslöser war die falsche Bahn. Aber vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass sie jetzt nach Hause fuhr, denn es fing an zu schneien und da kam der Bahnverkehr erfahrungsgemäß sowieso zum Erliegen. Sie würde ihre Mama später anrufen und einen anderen Tag vereinbaren.

Noch zwei Haltestelle, dann konnte sie endlich aussteigen und in ihre Bahn nach Hause wechseln. Diese würde zum Glück leerer sein. An der Haltestelle wurde Steph zusammen mit den anderen Reisenden aus der Bahn gespült und zusammen mit den anderen Reisenden lief sie die Treppe hinunter. Sie lief die Unterführung entlang und die Treppe wieder hoch zum anderen Bahngleis. In 15 Minuten würde ihre Bahn kommen, noch genügend Zeit, sich schnell einen wärmenden Cappuccino zu holen. Sie ließ sich ihren Coffee to go Becher befüllen und lief zurück zum Bahnsteig. Ihr Zug fuhr mit 7 Minuten Verspätung ein. Dankbar ließ sich Steph in einen Sitz fallen. Eigentlich hätte sie alles darum gegeben, jetzt einfach nur ihre Augen zu schließen und zu dösen, aber sie musste unbedingt noch ein paar Mails durchgehen. Sie klappte ihren Laptop auf und fing an zu lesen.

Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab, sie hatte Probleme sich zu konzentrieren. Irgendwie, schleichend, war alles immer mehr geworden: die Arbeit, die Verantwortung für Mama, auch wenn diese für ihr Alter noch sehr fit war, so sah und hörte sie doch sehr schlecht und konnte Briefe nicht mehr alleine lesen, geschweige denn selbst schreiben. Ja, und dann war da natürlich auch noch die Verantwortung für Yanik, ihren Sohn. Auch wenn er schon 17 Jahre alt war und übernächstes Jahr sein Abi machen würde, so brauchte er sie natürlich, auch jetzt noch.  Noch immer war er sich nicht darüber im Klaren, was er nach der Schule machen wollte. Ihre Mutter sah das entspannt, aber Steph machte sich so ihre Sorgen. Eine gute Ausbildung, am besten in Form eines Studiums war heutzutage wichtiger denn je. Sie würde ihn zu Hause daran erinnern, schnellstmöglich einen Termin für ein Beratungsgespräch bei der Agentur für Arbeit auszumachen. Von seinem Vater war Steph schon lange getrennt, da war Yanik noch im Kindergarten. Ralph und sie teilten sich beide das Sorgerecht und es funktionierte in den meisten Fällen angenehm problemlos.

Wenn sie jetzt so an Ralph dachte, fiel ihr auf, dass er in der letzten Zeit etwas blass und unkonzentriert wirkte; sie hoffte, dass alles in Ordnung mit ihm war. Auch wenn sie schon lange getrennt waren, verband beide doch noch eine sehr freundschaftliche Beziehung und Steph erinnerte sich noch sehr lebhaft daran, wie seine Krebserkrankung vor fünf Jahren sie belastet hatte. Wenn sie sich richtig erinnerte, hatte er damals ähnliche Symptome: Blässe, Müdigkeit, fehlende Konzentration. Sie würde ihn bitten, schnellstmöglich zum Arzt zu gehen. Ach, immer gab es irgendetwas worüber sie sich Gedanken machte. Hörte das denn nie auf? Im Gegenteil, es schien immer nur schlimmer zu werden und sie fand es zunehmend schwieriger zu entspannen. Steph merkte, wie ihre Gedanken immer trüber wurden.

Ihr Blick schweifte ab, sie schaute gedankenverloren in den verschneiten Winterwald. Früher, als Kind, ging sie gerne mit ihrem Vater im Wald spazieren. Er erzählte ihr dann immer Geschichten und sie war lange fest davon überzeugt, dass im Wald Feen, Elfen und Wichtel lebten. Als Kind hatte sie sich immer vorgestellt, dass sie im Winter in Bauten unter der Erde wohnten, die sie sich gemütlich eingerichtet hatten mit Fellen als Kuschelzonen, mit Hölzern aus dem Wald, aus denen sie Sitzgelegenheiten und Tische zimmerten und Tannenzapfen, Nüsse und Wurzeln, mit denen sie wunderschöne Dekorationen zauberten.

Können Sie sie auch sehen?“ hörte sie plötzlich eine Stimme fragen. Im Nu war Steph wieder mit ihren Gedanken in der Bahn. Sie drehte sich zur Seite und sah einen Mann, der sie direkt ansah. Er war vielleicht um die vierzig, hatte blonde längere Haare, die seitlich aus seiner braunen Wollmütze hervorschauten, einen Bart, so eine Mischung aus Voll- und keinem Vollbart, grüne Augen, Lachfalten und einen freundlichen Gesichtsausdruck.

Ich habe Sie schon beobachtet eine Weile.“ Er sprach mit einem leichten Akzent, den Steph nicht einordnen konnte. „Sie sehen aus sorgenvoll, aber wenn Sie in den Wald schauen, Ihre Gesichtszüge sind entspannt. Auf Island wachsen wir auf mit Elfen und Trollen. Keine Ahnung, ob sie existieren wirklich, aber sie geben mir ein gutes Gefühl. Die Natur ist ganz wichtig für uns Isländer. Sie ist mächtig und magisch. Wir Menschen können nicht erklären alles. Aber das ist nicht wichtig. In Schönheit liegt Magie. Und Magie macht unser Leben reicher und leichter. Nehmen Sie sich Zeit, wieder das Schöne zu lassen in Ihr Leben und vertrauen Sie“, fügte er hinzu. Der Mann schaute Steph direkt an. „Passen Sie auf auf sich. So, ich muss jetzt aussteigen.“ Und mit diesen Worten verschwand Stephs Sitznachbar in Richtung Ausstieg. An der Tür drehte er sich noch einmal zu ihr um und lächelte sie an, bevor er raus in den Schnee verschwand.

In ein paar Minuten hatte es dieser fremde Mann nur mit seiner Präsenz und seinen Worten geschafft, Steph ein Gefühl von innerer Ruhe und Geborgenheit zu geben. Sie beschloss spontan, eine Haltestelle früher auszusteigen und durch den Wald nach Hause zu laufen. Sie hatte LED-Kerzen für ihre Mutter gekauft, für deren neuen Adventskranz, nachdem diese ihren alten letztes Jahr angefackelt hatte. Eine andere Sache, die ihr Sorgen bereitete. Aber jetzt würde Steph  erst einmal eine Kerze von ihrer Mutter anzünden und mit einem Licht durch den verschneiten Winterwald nach Hause gehen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine wunderschöne Weihnachtszeit, Zeit, diese ganz eigene Magie dieser besonderen Zeit zu entdecken, Zeit für das Schöne, ein Licht, das Ihnen Vertrauen schenkt und die Nähe von Menschen, die Ihnen guttun.

 

The light by Bettina Bonkas – in English

Steph was sitting in front of her computer, she was rather stressed. Quickly the last entries before she would rush to get her train. She was really late again but she had to finish typing that last sentence. Perfect! Now, saving her file and then she would jog to the train station. Not exactly what she fancied doing now but what did her best friend Maja kept saying: “You have to do sport, darling!” 10 minutes jogging to the train station was sport, that had to do.

In a hurry, Steph changed into her winter boots before she grabbed her bag and ran to the tube station. The train was already approaching the station when she came to the platform. So, quickly she jumped up the stairs and into the train. She squeezed herself into the tube which was packed with people. It didn’t matter, the main thing was that she had got her train. Otherwise she would have had to wait three quarters of an hour for her connecting train, not really a pleasure in the cold and with the draught on the platform. The train was starting when she remembered with a start that she had planned to see her mum. That meant she should be on a different train. She was always in a hurry and as a consequence things simply slipped her mind with all the stuff she had on her mind. Damn it! Visiting her mum again was more than overdue.

She was a lovely elderly lady of 87 who managed her everyday life in a most admiring way. The “mother-stories” she heard from her friends were completely different: from high expectations to indirect criticism – subliminal remarks, you had to read between the lines and so difficult to deal with, being offended and Lord only knows what else. Terrible! Steph was really glad about her mum. Sure, they had arguments too but Steph loved her mum dearly. Their relationship might have been so strong because her father had left the family long ago.

In the beginning, when Steph was still little, she had seen him regularly and he had spent a lot of time with her until he had started a new family. He then let his daughter from his first marriage disappear more and more out of his life. That hurt, it damn hurt but she had learnt to live with it and now she didn’t miss him anymore. Hey, why did she have those stupid thoughts now? Ah, she remembered, she was on the wrong train. But maybe that wasn’t too bad really as it had started to snow and the trains would grind to a halt, she knew that from experience. She would call her mum later and arrange to meet another day.

Another two stations and then, finally, she could get off and change into her train home. Fortunately that one would be emptier. At the station, together with her fellow passengers, Steph was pushed out of the train and together with her fellow passengers she went down the stairs. She went along the underground crossing and the stairs up to the platform. Her train would come in 15 minutes, enough time for a nice steaming cappuccino. She had her coffee-to-go-cup filled up and went back to the platform. Her train arrived with a seven-minute delay. Grateful for a seat Steph sat down. She was longing to just close her eyes and take a nap but she had to go through some e-mails. She opened her laptop and started reading.

Her thoughts drifted away, she struggled to concentrate. Somehow, gradually really, everything had become more: work, the responsibility of her mum, even though she was really fit for her age, her eyesight and hearing were really poor and she couldn’t read letters on her own, let alone write any. And then, she was of course responsible for Yanik, her son. Even if he was already 17 and would take his A levels next year, he still needed her. He still had no idea what he wanted to do after school. Her mum was relaxed about it but Steph was worried. Good training, ideally with a college degree, was more important than ever. She would remind him to get an appointment at the job agency for counseling ASAP. Steph had been separated from Yanik’s father for a long time, he was still in kindergarten at the time. Ralph and she shared custody for him and it worked pleasantly well in most cases.

When she thought of Ralph, she realized that he seemed a bit pale and lacking concentration recently; she hoped that everything was OK with him. Even though they had been separated for a long time, they had remained friends and she remembered vividly how distressful she had experienced his cancer disease five years ago. If she remembered correctly, he had similar symptoms back then: paleness, tiredness, lack of concentration. She would ask him to go to the doctor’s immediately. There was always something to worry about. Would that never end? On the contrary, it seemed to get worse and she found it increasingly difficult to relax. Steph, noticed that she was becoming really gloomy.

Her eyes started to wander and caught in thoughts she looked into the snowy winter forest. In former times, when she was a child, she really enjoyed going into the forest with her dad. He would tell her stories and for a long time she was convinced that fairies, elves and trolls lived in the forest. As a child she had always imagined that they lived in caves under the earth which they had equipped comfily with fur as cuddling zones, seats and tables made from wood, and with nuts and roots from which they had conjured up beautiful decorations.

Can you see them, too?”, she heard a voice next to her all of a sudden. In no time Steph was back in the train with her thoughts. She turned to the side and saw a man who was looking at her. He was a man of around forty, he had long blond hair which looked out of the sides of his brown woolen hat, a beard, a mix between a full beard and not a full beard, green eyes, laughter lines and a friendly expression.

I’ve been watching you for a while.” He spoke with a slight accent which Steph couldn’t place. “You look worried but when you look into the forest, your face is relaxed. On Island we grow up with elves and trolls. No idea if they exist really but they give me a good feeling. Nature is very important for us islanders. She is magic and powerful. We humans can’t explain everything. But that isn’t important. There’s magic in beauty and magic makes our life richer and lighter. Take your time to let beauty into your life again and have faith”, he added. The man looked at her directly. “Look after yourself. So, I have to get off now.” And with these words Steph’s seatmate disappeared in the direction of the exit. At the door he turned around to her and smiled at her before he finally disappeared out into the snow.

Only in a few minutes, this stranger had succeeded by his sheer presence and with his words that Steph had a feeling of peace of mind and a feeling of security. She decided spontaneously to get off one station earlier and to walk home through the forest. She had bought LED-candles for her mum, for her new Advent wreath after her mum had set fire to her old one last year. Another thing to worry about. But now Steph would light one of her mum’s candles and would go home through the snowy winter wonderland with a shining light on.

In this spirit I wish you a most wonderful Christmas time, time to discover the very own magic and beauty of this time, a light which gives you faith and people around you who do you good.

Dezember 2017: John Lewis’ Christmas advert

Weihnachtswerbung von John Lewis
https://www.youtube.com/watch?v=sr6lr_VRsEo

Und hier der Songtext – enjoy!

Randy Crawford – One day I’ll fly away

I make it alone
When love is gone
Still you made your mark
Here in my heart

One day I’ll fly away
Leave your love to yesterday
What more can your love do for me
When will love be through with me

I follow the night
Can’t stand the light
When will I begin
My life again

One day I’ll fly away, leave your love to yesterday
What more can your love do for me?
When will love be through with me?
Why live life from dream to dream
And dread the day that dreaming ends?

One day I’ll fly away, leave your love to yesterday
What more can your love do for me?
When will love be through with me?
Why live life from dream to dream
And dread the day that dreaming ends?

One day I’ll fly away, fly away, fly away
One day I’ll fly away, fly away, fly away
One day I’ll fly away, fly away, fly away…

Mit Musik kann man übrigens auch sehr wirksam Englisch lernen und es macht Freude. Bewegung noch dazu, z.B. tanzen, mitwippen oder laufen, und es lernt sich tatsächlich leichter.

Und wer noch Lust hat zu stöbern, was es bei John Lewis an Weihnachtsartikeln gibt, hier ist ein Link: https://www.johnlewis.com/content/christmas-ideas-and-inspiration

November 2017: America … still our friend

Es macht mich immer noch fassungslos und ich bin entsetzt, dass fast die Hälfte aller Amerikaner Donald Trump zum Präsidenten gewählt hat. Amerika steht derzeit nicht zuoberst auf meiner Urlaubswunschliste.

Dann sagte unser Sohn, dass er gerne mal nach Amerika fliegen würde und sagte sehr treffend: “Man muss die Leute im Land erleben.” Wie wahr! Mein Vater  hat den Amerikanern immer hoch angerechnet, wie sie uns nach dem Krieg geholfen haben.

Reisen in das Land habe ich in sehr schöner Erinnerung. Auch an meine Coaching-Ausbildung, die ich hauptsächlich mit amerikanischen Trainern gemacht habe, erinnere ich mich sehr gerne zurück. Meine amerikanischen (und kanadischen) Trainer waren professionell, unterstützend und ermutigend. Ich lernte bei der Ausbildung eine andere Deutsche kennen, die sowohl ihr Abitur und Studium mit Promotion sehr erfolgreich im deutschen System abgeschlossen hatte und dennoch  dachten wir beide, wenn wir vor anderen gecoacht haben: “OK, ihr könnt jetzt aufhören mit den Nettigkeiten. Was haben wir alles falsch gemacht?” Von Deutschland waren wir den Fokus auf unsere Fehler gewöhnt, bei den amerikansichen Trainern lag er auf unseren Stärken und unserem Potential.

Es ging darum, immer ein bisschen besser zu werden, auf sehr ermutigende und unterstützende Art und Weise. – Auch das ist Amerika.

Kürzlich las ich einen Artikel in der Novemberausgabe vom Spotlight Magazin: “America … still our friend”. Im Magazin werden engagierte Amerikaner vorgestellt, die nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern versuchen, trotz aller Widrigkeiten, für ihre Sache zu kämpfen nach dem Motto “Making America good again”. Jegliche Altersgruppen sind vertreten, sie alle eint ihr Optimismus und ihr Glaube, etwas bewirken zu können. Auch das ist Amerika: an Chancen glauben und machen.

Ihr könnt die November-Ausgabe von Spotlight in Geschäften oder als App online beim Sprachenshop von Spotlight kaufen: https://shop.spotlight-verlag.de/spotlight/abo/sprachmagazin/

Auf der dazugehörigen CD fragte die stellvertretende Redakteurin zwei Korrespondenten : “Is America still our friend?”. Ihre Antworten: “What are you talking about? Of course, America is still a friend to Europe. Of course, to Germany in particular.”

September 2017: Eintauchen in die Welt der Familie Jervis, London

Der Künstler Dennis Severs hat mit dem Dennis-Severs-Haus etwas ganz Besonderes geschaffen: Mit allen Sinnen teilhaben am Leben der Hugenotten-Familie Jervis,  Seidenweber aus dem Jahr 1724.

Auf ihrer Webseite beschreiben sie es wie folgt: “As you follow the family through generations, the sights, smells and sounds of the house take you into their lives. … it is as if you have passed through the surface of a painting.” – Der Besucher kann die Familie mit allen Sinnen erleben: sehend, hörend, riechend. Es ist als ob man durch ein Bild in ihr Leben hindurchgeht.

Die Schirn hat einen sehr schönen Beitrag zu diesem Haus: http://www.schirn.de/magazin/antsy/dennis_severs_house_london_spitalfields_folgate_street_18_jahrhundert/
Wer’s auf Englisch bevorzugt, kann direkt auf die Webseite vom Dennis-Severs-Haus gehen: https://www.dennissevershouse.co.uk/

Ich freue mich schon darauf, mir dieses Haus in London anzusehen. Ein wunderschöner Reisetipp. Herzlichen Dank dafür an unsere Teilnehmerin Michaela.

September 2017: Ein bisschen tut’s auch: Es muss gar nicht immer so viel sein

Ich kann meine Teilnehmer sehr gut verstehen, wenn sie nicht regelmäßig zum Lernen kommen. So ging es mir bei meinem Französischkurs. Als Trainerin fühlte ich mich von dem Konzept der Trainerkollegin angesprochen, die mit einer besonderen Methodik arbeitet. Dass ich dabei gleichzeitig mein Französisch trainieren konnte, war natürlich das Sahnehäubchen oben drauf.

So ging ich dann wöchentlich zum Unterricht. Meistens kam ich nur direkt vor den Stunden zum Hausaufgabenmachen, wenn überhaupt. Auf der Fahrt dorthin, eine halbe Stunde Autofahrt, habe ich dann Selbstgespräche auf Französisch geführt. Insgesamt war das Niveau der Gruppe zu hoch für mich, so dass ich, was das Vokabellernen und die Grammatik betrafen, nur auf Sparflamme mitmachen konnte. Aber irgendwie kam ich mit, wobei die Trainerin und die anderen Teilnehmer ganz reizend und hilfsbereit waren. Ich muss allerdings erwähnen, dass ich früher sehr gut in Französisch war, aber davon ist nicht mehr so viel übrig. Mein Englisch ist einfach zu übermächtig geworden. Auch bin ich ein Typ Lerner, der ein Ziel vor Augen benötigt. Nur einfach so Französisch lernen, just for fun, funktioniert bei mir nicht.

So fuhr ich diesen Sommer mit meiner Familie nach Korsika. Vor vier Jahren waren wir das letzte Mal in Frankreich. Wenn die Franzosen auf Englisch oder gar auf Deutsch mit einem reden, hat das schon viel zu bedeuten. So ging es mir vor vier Jahren in Südfrankreich. Also kam ich nach Korsika ohne wirklich große Hoffnung mein Französisch betreffend. Ich sprach einfach drauf los und war total erstaunt, das erste Kompliment zu bekommen. Am nächsten Tag wieder und dann mitten im Wald, als ich einen jungen französischen Familienvater nach dem Weg fragte und wir uns weiter unterhielten. Und ich fing an, immer mehr zu reden. Die Vermieter unserer zweiten Unterkunft unterstützten mich dabei ganz wunderbar. Sie versorgten mich sogar mit französischen Zeitschriften, die ich gerade mal so verstand, wenn überhaupt. Aber immerhin.

Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass mein Französisch lange nicht an meine früheren Kenntnisse heranreicht. Ich bin in vielen Themen unsicher und bei der Grammatik weiß ich, dass es da so vieles gibt, was ich zwischenzeitlich einfach vergessen habe. Ich habe aber festgestellt, dass mein Französisch-Training mir sehr geholfen hat. Auch wenn ich mitunter nicht teilnehmen oder die Hausaufgaben machen konnte, alleine die Tatsache, dass ich mich einmal wöchentlich mit der Sprache beschäftigt habe, hat mir enorm geholfen.

Jetzt habe ich eine „E-Mail-Freundin“ (früher hieß das Brieffreundin:-) auf Korsika. Ich weiß, dass ich viele Fehler mache und ich bewundere sie, wie sie meine Mails mitunter entschlüsselt oder sollte ich eher Mitleid haben? Ich habe wieder Spaß an der Sprache gefunden, bei mir hängt das primär mit dem Erleben zusammen. Eines hat mir unser Urlaub deutlich gezeigt: Auch wenn ich keine Zeit zum Lernen habe, das regelmäßige Sprachtraining hat mir geholfen, in die Sprache zu finden.

Wer also am Zögern ist, ob er/sie ein Sprachtraining machen sollte, auch wenn kaum Zeit für Hausaufgaben ist: Ja, besucht lieber ein regelmäßiges Sprachtraining als gar nichts zu machen. Ein bisschen was bleibt immer hängen.

Manchmal liegt es aber auch am Selbstmanagement, auch unter Zeitmanagement bekannt. Das ist dann wieder ein anderes Thema.

Übrigens, wer nach einer Unterkunft auf Korsika sucht, ich kann gerne eine Empfehlung geben.

 

September 2017: Blog von BeBC-Coaching

Einige von euch wissen, dass ich neben Englisch-Training auch im Bereich Coaching/Resilienz* aktiv bin.
*Resilienz = seelische Widerstandskraft

Die englische Sprache scheint mich dabei nie ganz zu verlassen, denn meine Coachings und Resilienz-Trainings sind sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch.

Ich denke jeder von uns hat Herzensthemen. Bei mir sind es u.a. das Lernen und der Umgang mit Fehlern beim Lernen als auch das Thema Resilienz: Wie kann ich Menschen helfen, an mentaler Stärke zu gewinnen?

Über Themen, die mich bewegen, schreibe ich in einem Blog. Auf meiner Coachingseite sind die Beiträge auf Deutsch und Englisch. Wer sein Englisch üben möchte, kann immer wieder auf meine Coachingseite schauen.

Beim letzten Eintrag ist ein Video mit sehr berühmten Engländern, die Einblicke in ihr Inneres geben. Vielleicht habt ihr darüber hinaus auch  noch Interesse am Thema, ich würde mich freuen.

Hier ein Link zu meiner Webseite BeBC-Coaching:
http://www.bebc-coaching.com/11.html

August 2017: Eindrücke aus England

Im August bin ich wieder mit dem Auto nach England gefahren. Natürlich stand auch ein Besuch bei der Sprachschule, mit der wir zusammenarbeiten, auf dem Programm, aber dazu später.

Für alle, die Angst davor haben, auf der linken Seite zu fahren: Autofahren ist normalerweise gar nicht meins. Aber in England, auf den Landstraßen, die sich kurvig durch die wunderschönen Landschaft schlängeln, vorbei an Hecken durchs „rural England“, unter Blätterdächern hindurch und mit Überraschungen, wie Fasanen und Hühnern auf der Straße, habe ich mir plötzlich – für mich völlig überraschend – gedacht: „Hey, mir macht das richtig Spaß, hier langzufahren. Es ist total entspannend.“ Auch auf den Autobahnen finde ich das Autofahren im Großen und Ganzen angenehm. Kaum Drängler, die versuchen, einen von der Spur zu drängen. Ich konnte mich auch immer darauf verlassen, dass mich jemand, egal wo, auf eine andere Spur lässt. Klar, blöde Autofahrer gibt es auch dort, aber sie hielten sich in Grenzen. Einschränkung: Die großen Kreisel sind mitunter herausfordernd.
*rural = ländlich

Insgesamt finde ich das Leben in England (London lass ich jetzt mal aus und vor)  entspannter. Zum Beispiel beim Einkaufen. Als ich nach meinem England-Aufenthalt in Deutschland Einkaufen war, fiel mir an der Kasse auf, dass überall, egal in welchem Geschäft, die Waren des nachfolgenden Kunden munter in meine fielen, wenn ich meinen Rucksack nicht schnell genug beladen hatte. Muss es echt so hektisch sein?
Anmerkung: Eine Freundin von mir aus England, die ich wegen ihrer professionellen und zügigen Arbeitsweise sehr schätze, konnte nicht glauben, dass das ein Dauerzustand in Deutschland ist. Beim Aldi in England hatte sie mit einer Kassiererin „a barney„, weil sie sich nicht hetzen lässt: „I will not be rushed.“
*barney = Krach

Als Trainerin gefällt mir besonders gut der entspannte Umgang mit der Sprache. Natürlich habe ich wieder die Sprachschule besucht und mich mit meinen Kontaktpersonen ausgetauscht. Ich finde es einfach herrlich entspannend, dass Fehler nicht im Mittelpunkt stehen, sondern  dass es darum geht, wie die Teilnehmer am besten die Sprache lernen und vor allem anwenden können. Diese entspannte Atmosphäre ist sehr wohltuend fürs Lernen. Auch an öffentlichen Schulen: Eine Freundin berichtete mir, dass z.B. am Gymnasium ihrer Kinder der Fokus nicht nur auf dem akademischen Lernen lag, sondern auf den Talenten der Kinder insgesamt, also auch auf Musik, Kunst, Sport, drama etc.  Dementsprechend wurden diese Fächer auch angeboten und die Talente der Kinder gefördert. Der Fokus lag nicht auf den von den Kindern gemachten Fehlern, sondern auf ihren Stärken, ohne Wertung, wo diese lagen. Ich empfinde das Schulsystem hier anders, mit Schwerpunkt auf dem Wort System: Die Lehrer müssen dem Lehrplan folgen, „like it or not“, aber es viele, sehr motivierte Lehrer, die versuchen, ihre Schüler dabei bestmöglich zu fordern und fördern.
*drama = Theaterspielen
*like it or not = ob es ihnen gefällt oder nicht

Fehlermachen gehört zum Lernen dazu. Wo ist das Problem, wenn ich Fehler beim Englischsprechen mache? Geht es nicht viel eher um meine Persönlichkeit: Wie komme ich als Person rüber? Freundlichkeit und Höflichkeit sind den Engländern wichtiger als Fehlermachen beim Sprechen. Dabei ist die oben erwähnte Sprachschule sehr professionell, nicht umsonst haben sie Teilnehmer aus allen Lebensbereichen: von Schülern über Privatpersonen bis hin zu Geschäftsleuten (mit top Business English Centre). Sie haben natürlich ein großes Interesse daran, dass ihre Teilnehmer viel bei ihnen lernen. Ich finde die entspannte und gleichzeitig professionelle Atmosphäre dort sehr wohltuend. In unserem Sprachtraining ist uns die Mischung aus Professionalität und entspannter Atmosphäre auch sehr wichtig.
Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich von einem speziellen Trainingsangebot der Sprachschule in England berichten: Eine Mischung aus Englisch-Training mit Grammatik & Vokabeln und den Besuchen von englischen Gärten & Schlössern. Eine tolle Mischung!

Ich habe verschiedene Leute besucht, in unterschiedlichen Haushalten gelebt und ich habe mit vielen Leuten gesprochen. Immer wieder dachte ich, sie leben „embrace imperfection„. Klar, vieles macht das Leben hier (in Deutschland) angenehmer, z.B. Mischbatterien im Bad; gut isolierte Fenster; Fenster, die sich auch bei Regen öffnen lassen, ohne dass es reinregnet etc. Aber generell wirkt das Leben in England entspannter. Was meinte mein Sohn, der mit in England war: „Es wirkt so, als ob sie dort mehr Zeit haben. Ich weiß aber, dass das nicht so ist.“
*embrace imperfection = nehme Imperfektion an

Klar, gibt es auch in England Dinge, die nicht optimal laufen (ein bisschen mehr Direktheit könnten sie von uns lernen;-). In Deutschland mag ich die gelebte Tiefgründigkeit, ich schätze sehr die deutsche Eigenschaft, Dinge zu hinterfragen, sie weiterentwickeln zu wollen und die Zuverlässigkeit. Unser Anspruch auf Qualität & gute Leistung ist erst einmal sehr positiv. Ohne Lernen keine Erfolge beim Sprachenlernen. Es sollte uns aber daran gelegen sein, eine gesunde Balance zu finden und uns bewusst zu machen, dass wir diesen Anspruch mitunter in einem ungesunden Maße auf andere Lebensbereiche übertragen: Haben wir wirklich nicht die Zeit, in Ruhe unsere Einkäufe einzupacken, ohne dass die Einkäufe des Kunden nach uns in unsere fallen? Können die Kassierer nicht so viel Geduld von den Kunden erwarten und wir von den Kassierern? Muss ich wirklich so hart mit mir ins Gericht gehen, wenn ich beim Englischsprechen Fehler mache? Wir setzen uns in vielen Bereichen unnötig unter (Leistungs-)Druck, geben uns nicht ausreichend Zeit. Muss das wirklich sein?

Generell finde ich, dass ein bisschen mehr Leichtigkeit, Toleranz den anderen gegenüber und „a pinch of humour“ das Leben deutlich angenehmer machen. Es macht sich auch beim Lernen bezahlt: Gelassen lernt es sich erfolgreicher.
*eine gute Prise Humor

In diesem Sinne: happy learning:-)

 

 

Juni 2017: P.S. Sommerzeit – Zeit zum Entspannen

Audio PONS Hörbuch Englisch - A Little Slice of Heaven 978-3-12-562917-2

P.S. Das Spotlight Magazin hat in seiner Juni-Ausgabe noch einen sehr schönen Tipp, den ich mit aufnehmen möchte: “A Little Slice of Heaven” bietet 20 Kurzgeschichten, die alle in Großbritannien spielen: von London bis St. Ives (Cornwall) und bis zu den Schottischen Highlands. Spotlight beschreibt manche Geschichten als lustig, andere als kurios und einige als herzig. Die Geschichten können angehört oder im Begleitheft gelesen werden.

Für Anfänger (A1) und Wiedereinsteiger (A2)
Erhältlich über den SprachenShop. https://www.sprachenshop.de/search/site/a%20slice%20of%20heaven

slice – hier: Stück

Bettina Bonkas, Coaching + Training | Im Ärmchen 3, D-61273 Wehrheim im Taunus | Contact | Impressum | Data Protection | Datenschutz Cookie-Settings | Cookie-Einstellungen