Februar: Lassen Sie sich inspirieren und machen das, was Ihnen Freude macht

Mann springt in den Dünen
Photo Christian M. Pflug

Leb‘ deine Träume, egal, wie schräg sie sind, sei du selbst und tu das, was dir guttut.

Die Talente des Peter Uhrig von Bettina Bonkas

Wir gehen in Revision. Diese Deppenrichterin hat unseren Fall abgeschmettert, aber da hat sie sich mit dem Falschen angelegt. Wir werden da nochmal reingehen und denen zeigen, dass wir recht haben. Man, solche Leute gehören abgeschossen, die sind eine Schande für ihren Berufsstand. „Von euch“, er wandte sich dabei an sein Team „erwarte ich eine top Vorbereitung. Bei Fragen, sofort an mich. Ich möchte über jedes einzelne Detail informiert werden. So, das war’s von meiner Seite. Gibt es von euch noch etwas?“

Dr. Peter Uhrig hatte eine angesehene Anwaltskanzlei in Frankfurt. Er lebte für seine Arbeit, er gehörte nicht umsonst zu einem der Besten. Eine Niederlage nahm er persönlich und persönlich würde er dafür sorgen, dass diese Richterin ihre Fehlentscheidung bereuen würde.

Dr. Peter Uhrig war eine imposante Erscheinung: 1,89 m groß mit einem kleinen Genießerbauch, ansonsten aber gut durchtrainiert. Er war stets sehr gut gekleidet mit dunklen Maßanzügen, diskret gemusterten Hemden mit weißem oder hellblauem Untergrund, Seidenkrawatten und handgemachten, italienischen Schuhen. Er hatte eine tiefe, volle Stimme, die er vor Gericht gerne gezielt einsetzte und mit kunstvollen Pausen noch unterstrich. Es war sowohl wegen seiner imposanten Erscheinung, aber vor allem wegen seiner fachlichen Kompetenz, dass er die volle Anerkennung seines Teams und seiner Anwaltskollegen genoss. Seine schnelle Auffassungsgabe und seine Intelligenz ließen ihn schnell ungeduldig werden, so auch jetzt, als er ungeduldig ins Team schaute. Seine Unruhe hatte aber auch einen anderen Grund: Heute war wieder Mittwoch und jeden Mittwochabend hatte er einen Termin bei Nadine und diese Termine waren ihm hoch und heilig.

Innerlich war Peter erleichtert, als keine Fragen vom Team kamen. Nach außen hin gab er den coolen Anwalt und als solcher entließ er sein Team, das den angrenzenden Konferenzraum zu seinem Büro verließ. Er selbst beschäftigte sich noch mit einem neuen Fall, bevor er pünktlich um 18:25 Uhr die Kanzlei verließ.

Er steuerte seinen Porsche durch den Frankfurter Straßenverkehr. Noch 10 Minuten, dann würde er bei Nadine sein. Dr. Peter Uhrig parkte seinen Porsche direkt vor ihrem Haus und zog sich im Auto um. Pünktlich um 19:00 Uhr klingelte er an ihrer Wohnungstür. Einige Minuten später saßen sie sich in ihren gemütlichen Lounge Chairs gegenüber und waren schon mitten bei der Sache. „Ja, das machst du schon ziemlich gut.“ Nadine lobte ihn. „Versuche es nur noch ein bisschen gleichmäßiger, nicht ganz so angespannt. Ja genau, so ist es sehr gut.“

Peter saß glücklich, seinen selbst gestrickten Schal locker um den Hals geworfen, in dem selbst gestrickten Jumpsuit von Nadine. Auf seinem Kopf trug er eine Strickmütze mit wippenden Bommeln. Beide saßen sich gegenüber, jeder auf sein Strickzeug konzentriert. Peter genoss diese volle Konzentration auf die Topflappen, die er gerade strickte. Sie fühlten sich so gut an in seinen Händen und er liebte das Geräusch der klappernden Stricknadeln. „Bist du bereit, Peter?“, riss ihn Nadine aus seinen Gedanken. Er wusste, was jetzt kommen würde und er wurde schon ganz aufgeregt.

Beide setzten sich gerade auf ihre Stühle und waren einen Moment lang still, bevor sie auf Nadines Kommando hin begannen, simultan zu stricken. Simultanes Stricken bedurfte Peters voller Aufmerksamkeit und er war hoch konzentriert, aber er liebte das gleichmäßige Geräusch der Stricknadeln und bald darauf gab es nur noch die klappernden Stricknadeln, Nadine, den Raum und sonst nichts. Die Bommeln seiner Strickmütze wippten im Takt und Peter spürte eine wohltuende innere Ruhe und Geborgenheit.

Mit diesem Gefühl noch saß er in seinem Porsche, als er nach Hause fuhr. Das Radio lief im Hintergrund. Er hatte wieder in sein Business Outfit gewechselt, aber innerlich fühlte er sich mehr beim Stricken. „… wie die Polizei mitteilte, wurde eine Richterin mit einer sehr großen Stricknadel in der Stirn gefunden. Für Strickfans unter Ihnen: Die Nadel hatte eine Dicke von 7 mm. Die Richterin wird glücklicherweise den Angriff überleben, aber ihre linke und rechte Hemisphäre im Gehirn werden durchtrennt bleiben. Es wird vielleicht problematisch werden, ihren Beruf zukünftig auszuüben, aber zum Glück gibt es noch andere gute Berufe. So, und damit kommen wir zum Verkehrsfunk …“

Peter schaltete das Radio ab. Schrecklich, wenn Menschen zu solch drastischen Maßnahmen greifen mussten. Er war froh, dass sie in seiner Kanzlei ausschließlich Wirtschaftsfälle behandelten.

Bettina Bonkas, Coaching + Training | Im Ärmchen 3, D-61273 Wehrheim im Taunus | Contact | Impressum | Data Protection | Datenschutz Cookie-Settings | Cookie-Einstellungen