Die magie einer guten Geschichte
Die Magie einer guten Geschichte – Im Gespräch mit dem Autoren und Communication Professional James Schofield
Erinnerungen: Englisch & ich
Die Magie einer guten Geschichte: Ich erinnere mich noch gut daran, als wir in der sechsten Klasse, im zweiten Jahr Englisch, eine Nacherzählung schreiben sollten. Selbst etwas schreiben!? In English?? NIE IM LEBEN! Ich war so aufgeregt, dass ich meiner Mutter sagte, dass ich krank sei. Ich habe diese Arbeit nie geschrieben und später, in der Oberstufe, war ich froh, als ich endlich die Mittelstufe mit den ganzen Grammatikübungen hinter mir lassen konnte und der Fokus auf dem eigenständigen Schreiben lag. Nein, Englisch und ich waren nicht wirklich die besten Freunde in der Mittelstufe. Mittlerweile sind wir schon lange gut befreundet und ich mag Grammatik richtig gerne:-)
Tja, und wenn ich wenn ich schon dabei bin, aus dem Nähkästchen zu plaudern: Für Deutsch mussten wir einmal eine Kurzgeschichte schreiben. Mir fiel partout nichts ein, über was ich schreiben könnte, also habe ich etwas gemogelt und aus anderen Geschichten wild zusammengetragen, weil mir so keine Ideen kamen. Heute macht es mir Spaß, Kurzgeschichten zu schreiben und gelesen habe ich schon immer sehr gerne. Kennst Du das Gefühl: Abtauchen in andere Welten, Menschen kennenlernen, die man ungerne wieder verlässt und die Realität hinter sich lassen? Herrlich! Fürs Lesen gilt bei mir ohnehin: gute Geschichten gehen immer:-)
Die Magie einer guten Geschichte – Im Gespräch mit dem Autoren und Communication Professional James Schofield
Das gilt auch für das Spotlight Magazin und die Business Spotlight. Ich freue mich immer, wenn ich Neues aus den unterschiedlichsten Bereichen lerne. Besonders gerne lese ich aber auch die Kurzgeschichten. In der Juni-Ausgabe von der Business Spotlight (6/2021) gefällt mir die Geschichte von dem Autoren und Communication Professional James Schofield ausgesprochen gut: Pitch perfect – Die geniale Idee für eine Dating-Software, aber wie bei einem IT-Unternehmen anpreisen? Ich lese schon seit vielen Jahren seine Geschichten und finde sie clever, vielseitig & abwechslungsreich. Und ich mag die Idee: (Business) Vokabular verpackt in kurzweiligen und oftmals amüsanten Geschichten. Das Gehirn mag es gerne abwechslungsreich und auch absurd & mit der Einbindung in Geschichten ist es für das Gehirn ohnehin leichter, eine Verbindung herzustellen (connect). Für Spotlight schreibt James Schofield die sehr erfolgreiche Ms Winslow-Reihe, die z.B. auch über Amazon erhältlich ist. Ich habe Kontakt zu ihm aufgenommen und er machte mich auf die Podcast Version seiner Geschichten aufmerksam.
Tja, und ich dachte mir: Es ist doch viel interessanter, wenn er selbst zu Dir spricht:-)
Im Gespräch mit James Schofied
Die Magie einer guten Geschichte
Bettina: James, wenn ich die Spotlight & Business Spotlight Magazine lese, freue ich mich immer auf Deine Geschichten. Etwas „Leichtigkeit“ zwischendurch und dennoch mit interessanten Charakteren, abwechslungsreichen Geschichten und Denkanstößen. Für eine kurze Zeit verliere ich mich in einer anderen Welt, treffe neue Leute, lerne etwas Neues und lasse die Realität hinter mir. Als ich Dich kontaktierte, erzähltest Du mir von Deiner Webseite ‚Behind the Bottom Line‚ , die all die oben erwähnten Dinge ermöglicht beim Zuhören (Podcast). Um ehrlich zu sein, ich werde immer lesen bevorzugen, aber ich weiß von vielen Menschen, unter anderem meinem Sohn (wir haben unser Bestes gegeben und ihm als Kind endlose Geschichten vorgelesen; keine Chance, aus ihm einen Leser zu machen. Aber, immerhin, er ist ein guter Zuhörer, meistens zumindest;-), die sich lieber Podcasts anhören, als selbst zu lesen. Es ist oftmals auch besser umsetzbar. Sehr gerne empfehle ich meinen LeserInnen und unseren Teilnehmern Deine Geschichten und Podcasts, da sie ihnen eine wunderbare Möglichkeit bieten, ihr (Business) English zu verbessern und, on top, mit viel Spaß.
Aber ich würde Dich gerne um Hilfe bitten. Wie kannst Du meine Leser & unsere TeilnehmerInnen für Deine Geschichten interessieren? Wenn ich lese, bin ich immer an der Person hinter der Geschichte interessiert. Nichts zu Detailliertes, das würde die Magie wegnehmen, nur ein bisschen, um die Fantasie anzuregen.
Schreiben ist ein sehr kreativer Prozess und Deine Geschichten sind äußerst kreativ. Findest Du es manchmal schwierig, Ideen für Deine Geschichten zu finden oder hast vielleicht sogar Probleme mit einer Schreibblockade? Wenn ja, was hilft Dir? Deine Geschichten regen meine Kreativität an und ich frage mich, wo Du all die Ideen herbekommst. Würdest Du das mit uns teilen? Und zu guter Letzt, ich bin mir sicher, dass meine LeserInnen und unsere Teilnehmer gerne mehr über Deinen aktuellen Podcast erfahren würden. Würdest Du uns mehr darüber erzählen?
James: Zuerst einmal, ich freue mich sehr, dass Du meine Geschichten magst, Bettina. Vielen Dank, dass Du mich angeschrieben hast. Es ist ein bisschen einsam als Autor. Du kreierst etwas in dieser seltsamen Verbundenheit von Gehirn, Finger and Computer-Bildschirm oder Papier. Dann schickst Du Dein Baby hinaus in die Welt und hast keine Ahnung, was damit passiert oder was die Leute davon halten. Deswegen freut es mich sehr, dass Du „Pitch Perfect“ magst.
Bei der Beantwortung Deiner Fragen bleibe ich bei „Pitch Perfect“, weil es ein gutes Beispiel darstellt, wie ich arbeite und wie eine Geschichte in meinem Kopf entsteht. Hier ist eine kurze Zusammenfassung:
Dr. Nelly Brown möchte ihre Idee für eine Dating-Software bei einem IT-Unternehmen in Singapur, das Spiele entwickelt, anpreisen. Vor dem pitching (anpreisen) event erhält sie verwirrende und widersprüchliche Ratschläge von ihren Freundinnen bei einem Mädchenabend am Abend zuvor und erscheint zum Event am nächsten Tag mit einem Kater. Nelly glaubt nicht daran, dass sie eine Chance hat, ihre Dating-Software an den Mann/Frau zu bringen, aber – ohne es zu realisieren – macht sie genau das, als sie mit dem potentiellen Käufer auf der Damentoilette spricht. Die Käuferin ist beeindruckt und Nelly bekommt einen Vertrag.
Es gibt ein paar Parameter, die ich im Kopf behalten muss zu Beginn eines kreativen Prozesses, weil diese einen sehr großen Einfluss auf das Endergebnis haben.
Zuerst einmal die Länge – ich habe ein Limit von ungefähr 950 Wörtern. Das ist schwierig, denn ich muss einen Anfang erstellen, ein Mittelteil und ein zufriedenstellendes Ende mit wenig Platz. Ich verschwende eine Menge Energie darauf, meine Redakteure zu hassen, insbesondere, wenn es auf das Ende einer perfekten Geschichte zugeht und ich liege 50 Wörter darüber. Dann muss ich die Geschichte überarbeiten und diese 50 Wörter herausstreichen, denn wenn ich das nicht mache, werden das die Redakteure für mich übernehmen. Sie sind MONSTER, die nicht das GERINGSTE verstehen, was ich herüberbringen möchte und sie werden mein geliebtes Baby zerstören. Deswegen ist es besser, wenn ich die Wörter selbst zähle.
Die zweite Einschränkung ist die Abgabefrist: Ich muss jeden Monat eine Kurzgeschichte abliefern, ansonsten sind meine Redakteure verärgert; sie kündigen meinen Vertrag und ich werde keine Plattform haben, um Wertschätzung für meine Babys zu erhalten. Das bedeutet, dass ich den Luxus einer Schreibblockade nicht für allzu lange Zeit haben kann, denn wenn ich nicht abliefere, werden meine Geschichten nicht abgedruckt. Ich bin keine sehr disziplinierte Person, deswegen benötige ich Druck von außen, um etwas zu erstellen. Alternativ würde ich die Dinge aufschieben und nur lesen, was von anderen geschrieben wurde.
Die dritte Einschränkung ist Relevanz. Die Geschichte sollte in Verbindung stehen mit einem Geschäftskontext, um ihre Erscheinung in der Business Spotlight zu rechtfertigen. In diesem Punkt jedoch ist das Magazin bislang immer sehr entspannt gewesen; ich hatte ganz unterschiedliche Themen, von Leuten, die mit ihren Hunden umgezogen sind, von Geistern in Investment Banken und alles dazwischen.
Das sind die Einschränkungen, aber wie kam ich auf die Idee für „Pitch Perfect“?
Eine Spieleentwicklerin, die ich vor einer Weile traf, inspirierte mich zu dieser Geschichte. Ich fragte sie nach dem Cliché, dass Spieleentwickler in der Regel Männer in Hoodies seien, die Pizza essen und im Souterrain ihrer Eltern wohnen und Spiele mit vielen Explosionen kreieren und sie bestätigte meine Vermutung. Sie sagte mir aber auch, dass sich eine Veränderung abzeichne. Insbesondere in Südostasien, wo es es viele Entwicklerinnen und Spielerinnen gibt, erscheinen neue Arten von Spielen. Allen Anschein nach wächst dieses Marktsegment sehr stark.
Das machte mich nachdenklich und ich überlegte mir, an welche Art von Spielen Frauen interessiert sind. Anstatt Dinge in die Luft zu jagen, könnte ein Spiel mit dem Fokus auf Beziehungen Spaß machen und unterhaltsam sein. Als ich die Idee hatte, überlegte ich, welche Referenzen passen könnten und ich musste sofort an „Bridget Jones’s Diary“ aus 1996 denken. Einige der Szenen, die ich besonders mag sind, als Bridget mit ihren Freundinnen ausgeht und sie versuchen, Bridget für ihre Verabredungen vorzubereiten. Die Szene in „Pitch Perfect“, in der Julie, Paula und Holly Nelly coachen, wie sie ihr Computerspiel potentiellen Käufern anpreisen kann, war von „Bridget Jones“ inspiriert.
Dann musste ich einen Haken finden. Es sollte nicht zu einfach für Nelly sein, ihre Idee anzupreisen. Ein kurzes Video, das ich auf LinkedIn über verschiedene Herangehensweisen an Präsentationen gesehen hatte, gab mir eine solide Verbindung zur Geschäftswelt und würde Business Spotlight zufriedenstellen. Es würde ihnen auch erlauben, meine „albernen“ Elemente zu ignorieren, als Nelly sich mit ihren Freundinnen betrinkt und keine Ahnung hat, wie sie ihr Produkt anpreisen kann.
Schlussendlich wollte ich das Anpreisen an einem ungewöhnlichen Ort stattfinden lassen, wo Nelly nicht länger von ihren Nerven geplagt wird. Ich weiß von meinen Töchtern, dass die wichtigsten Unterhaltungn unter Frauen auf dem Damenklo stattfinden, wo keine Männer zugegen sind. Aus diesem Grund dachte ich, dass Nelly ihre Idee für das Computerspiel genau dort einem potentiellen Käufer anbieten kann, ohne sich darüber bewusst zu sein. Ich wollte auch mit der Vermutung der Leser spielen, dass der potentielle Käufer ein Mann ist und sich dann als Frau herausstellt.
Das ist mein kreativer Prozess. Meine Geschichten sind ein buntes Durcheinander von Kleinkram, den ich über die Zeit gesammelt habe. Er besteht aus Dingen, an die ich mich noch irgendwie erinnere, aus Inhalten, die mir jemand erzählt hat, Kapitel, die ich gelesen, Filme, die ich gesehen habe und manchmal Wörter oder Sätze, die ich mag. Ich bin nicht originell, alles wurde von woanders zusammengetragen und zusammengefügt, aber das ist OK für mich. Ich schreibe keine großartige Literatur, ich schreibe Kurzgeschichten, von denen ich hoffe, dass sie Leute amüsieren und unterhalten und wenn mir das gelingt, macht mich das glücklich.
Wenn Du Dir meine Geschichten und ihren Hintergrund anhören möchtest, kannst Du meinem Podcast „Behind the Bottom Line“ auf Spotify, Apple oder Google Podcasts folgen und auch auf www.behindthebottomline.com.
Bettina: James, ganz herzlichen Dank für Deine Offenheit und dieses sehr schöne Gespräch. Ich bin mir sicher, in der Zukunft werde ich mich an Deinen Geschichten sogar noch mehr erfreuen. Ich freue mich schon auf die nächste, denn Deine Geschichten gefallen mir ausgesprochen gut.
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Anmerkung zum „Du“: Mit dem Du überbrücke ich die Distanz, die zwischen uns, wenn wir uns nicht persönlich kennen, besteht.
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